Kessel Bielefeld 27.4.2018

Nachbetrachtung zum Spiel in Bielefeld

Nachdem wir uns bereits letzte Woche zum Polizeieinsatz beim Spiel gegen Dynamo Dresden zu Wort meldeten, möchten wir heute erneut unsere Sicht der Dinge zu den Geschehnissen beim Auswärtsspiel in Bielefeld äußern.

So wurden gestern ca. 80 FCK-Fans vor dem Spiel im Eingangsbereich des Gästeblocks von der Polizei eingekesselt und unter Einsatz von Pfefferspray und Schlagstock brutal angegriffen. Auslöser war eine Bierdose, die abgegeben werden sollte, wohlgemerkt noch bevor überhaupt die Einlasskontrollen erfolgten. In Folge dessen kam es zu einem kurzen Handgemenge mit einem Ordner, der sich dabei leicht verletzt haben soll, woraufhin die komplette Gruppe der FCK Anhänger eingekesselt wurde. Ziel der Maßnahme war es, den Angreifer des Ordners zu identifizieren, sodass seitens der Beamten eine Gasse gebildet wurde. Durch diese sollte die Gruppe einzeln durchgehen, um so ins Stadion zu gelangen, bzw. die Polizei die Möglichkeit hatte, den Täter zu identifizieren. Dies wurde von den FCK-Fans jedoch abgelehnt.
In der Folge verhielt sich die Gruppe absolut friedlich und übte sich in Geduld. Nach einiger Zeit fuhren dann vom benachbarten Ascheplatz einige Kastenwägen in den Eingangsbereich und schirmten so die Gruppe ab, auch um einen Sichtschutz zum Gästeblock zu erzeugen. Denn nur wenige Minuten später setzten die Beamten ihre Helme auf und begangen ohne Vorwarnung auf die eingekesselten Personen einzuschlagen. Unter heftigem Einsatz von Pfefferspray und Schlagstock wurde die Gruppe von allen Seiten attackiert, sodass es keine Möglichkeit gab, der Maßnahme auszuweichen. Dabei fiel u.a. ein Beamter auf, der seine Kollegen immer wieder animierte “richtig reinzuhauen“. Weiterhin schlugen die Beamten einen Fan nieder, der, sobald er wieder aufzustehen versuchte, erneut mit Schlägen traktiert wurde. Die Polizei ließ eine an sich völlig friedliche und harmlose Situation eskalieren, aus welcher mehrere Verletzte und fünf Festnahmen hervorgingen.
Während die durch den Angriff nun in zwei kleinere Gruppen geteilten Personen einzeln aus den Kesseln geholt wurden, um sich einer erkennungsdienstlichen Maßnahme, samt Aufnahme von Bildern, zu unterziehen, wurden die festgenommenen Fans (darunter auch eine Person, die die Polizei für den Täter der Attacke auf den Ordner hielt, in Wahrheit jedoch unschuldig war) abgeschottet vom Rest behandelt. So wurde ein Betroffener von mehreren Beamten auf den Boden gedrückt, als “kleiner Pisser“ beleidigt und bekam dabei mit beiden Daumen in die Augen gedrückt. Dies setzte sich auch fort, als der Betroffene gegen ein Polizeiauto gedrückt wurde und Handschellen angelegt bekam. Unter provozierenden Sprüchen wie “Seht ein, dass ihr verloren habt“ oder “Hör auf den Harten zu spielen“ wurde eine Personalienfeststellung durchgeführt, an dessen Ende die Handschellen wieder abgenommen wurden, wobei dies mit großer Verzögerung geschah, da es einige Zeit dauerte, bis die zuständigen Beamten den Schlüssel zum Öffnen gefunden hatten.
Während dessen kamen auch die Maßnahmen gegen die nicht festgenommenen Fans langsam zu einem Ende, sodass man weiterhin eingekesselt, ohne Zugang zu Essen, Trinken oder einer Toilette, ausharren musste. Lediglich eine Fanbetreuerin von Arminia Bielefeld versorgte die Gruppe mit in Bechern abgefülltes Leitungswasser, wodurch einige durch Pfefferspray verletzte Personen notdürftig versorgt werden konnten. Das Spiel war zu diesem Zeitpunkt schon längst abgepfiffen, sodass die aktive Fanszene die kompletten 90 Minuten des Abstiegsspiels verpasste und insgesamt ca. 3 Stunden von der Polizei festgehalten wurde.

Die Rot-Weiße Hilfe verurteilt das Vorgehen der Polizei NRW scharf und fordert Betroffene auf, sich zu melden. Des weiteren bitten wir darum, uns belastendes Bild- und Videomaterial des Polizeieinsatzes zukommen zu lassen, um rechtliche Schritte prüfen zu können.

Eure Rot-Weiße Hilfe Kaiserslautern