Kessel Bielefeld 27.4.2018

Freispruch trotz belastender Polizeizeugen in Bielefeld

Den 27.04.2018 wird Fabian (Name geändert) nicht so schnell vergessen. Nicht nur, dass sein FCK an diesem Tag endgültig in die 3. Liga abstieg, nein, auch weil er sich fast ein Jahr später wegen dieses Spiels auf der Anklagebank wiederfand. So soll er auf dem Weg zu den Einlasskontrollen eine Körperverletzung zum Nachteil eines Ordners begangen haben. Die unmittelbare Folge: Gut 80 FCK-Fans wurden gekesselt, verpassten das Spiel und Fabian wurde in Folge eines radikalen Polizeieinsatzes aus der Menge gezogen, da mehrere Polizeibeamte ihn als Täter identifizierten.

Fabian schaltete umgehend die Rot-Weiße Hilfe ein, welche ihn knapp ein Jahr später bei den beiden Verhandlungstagen vor Gericht vertrat. Dort waren mehrere Polizeibeamte als Zeugen vorgeladen, wovon drei Polizeibeamte auf Nachfrage mehrfach versicherten, Fabian zu „100%“ als Täter identifizieren zu können. Auch dafür, dass er gar keinen weißen Pullover trug, wie es beim Täter der Fall gewesen sein soll, sondern eine rote Trainingsjacke, hatten man eine Erklärung: Er habe diesen nach der Tat umgehend gegen eine rote Trainingsjacke eingetauscht. Ein Zeuge, der die ganze Zeit bei Fabian war, bestätigte jedoch dessen Version, welcher die Vorwürfe abstritt und sich auch nicht umgezogen habe. Trotzdem blieben die Beamten bei ihrer Aussage. Da eine Zeugin nicht erschien folgte ein zweiter Verhandlungstag, in dessen Rahmen RWH-Anwalt Motzenbäcker, mehrere Fotos vom Tattag vorlegte, welche ein anderer FCK-Fan bei Ankunft der Fangruppe anfertigte. Diese sorgten für Verwunderung im Gerichtssaal, zeigten sie doch eindeutig auf, dass der von den Polizeibeamten übereinstimmend vorgetragene Tathergang unmöglich so stattgefunden haben kann: Fabian befand sich vor, sowie unmittelbar nach der Tat in gut 20 Meter Entfernung zum Geschehen und trug auf allen Bildern seine rote Trainingsjacke. Der Staatsanwältin reichte es nun und sie plädierte umgehend auf Freispruch, welchem sich die Verteidigung und auch das Gericht anschlossen.

Eine fälschliche Verurteilung des RWH-Mitglieds konnte somit nur verhindert werden, da glücklicherweise ein anderer FCK-Fan zufällig Bilder angefertigt hatte. Ohne diese wäre es sehr wahrscheinlich zu einem Schuldspruch gekommen, denn wieso sollten Polizisten lügen? Diese Frage stellt sich auch Fabian, welcher sich rechtliche Schritte gegen die Polizeibeamten vorbehält.